Schlafapnoe erhöht Diabetesrisiko und Leberwerte schon bei Kindern

Dass eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) das Typ-2-Diabetes-Risiko erhöht, weiß man schon seit einiger Zeit. Ein Forscherteam konnte nun nachweisen, dass sogar Kinder mit obstruktiver Schlafapnoe diabetesgefährdet sind.

Um diesen Zusammenhang zu untersuchen, führten die Wissenschaftler bei 77 stark übergewichtigen Kindern und Jugendlichen eine Polygrafie (ambulante Schlafuntersuchung) und anschließend einen oralen Glukosetoleranztest (OGTT) durch.

Unter Glukosetoleranz versteht man die Fähigkeit unseres Körpers, auf die Zufuhr einer bestimmten Menge an Traubenzucker (Glukose) nicht mit einem übermäßigen Blutzuckeranstieg zu reagieren. Um dies zu testen, muss der Patient auf nüchternen Magen eine Zuckerlösung trinken. Davor und danach nimmt der Arzt ihm Blut ab und bestimmt den Blutzuckerwert. Je nachdem, wie hoch der Blutzuckerspiegel nach dem Trinken der Zuckerlösung ist, kann er feststellen, ob sein Patient stoffwechselgesund ist oder an einem Diabetes oder Prädiabetes (= Diabetes-Vorstufe) leidet. 

Von den 77 Teilnehmern der Studie litten laut Schlafuntersuchung 29 an einer leichten, 29 an einer mittelschweren und 19 an einer schweren Schlafapnoe. Die Probanden mit mittelschwerer oder schwerer OSA wiesen bei dem oralen Glukosetoleranztest sehr viel höhere Blutzuckerwerte auf als diejenigen mit leichter Schlafapnoe, was darauf hindeutet, dass ihre Bauchspeicheldrüse als Reaktion auf die Zuckerlösung weniger Insulin ausgeschüttet hatte. Ihre Zellen konnten den Zucker also nicht so gut aus dem Blut aufnehmen – der Blutzuckerspiegel blieb abnormal hoch.

Nach Meinung der Studienautoren könnte dies darauf zurückzuführen sein, dass durch das ständige Absinken und Wiederansteigen der Sauerstoffsättigung des Blutes während der nächtlichen Atemstillstände freie Radikale entstehen, die die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse schädigen. Hundertprozentig fest steht das allerdings noch nicht; diese Frage muss noch näher untersucht werden.

Viel wichtiger ist jedoch die im Rahmen dieser Untersuchung erstmals gewonnene Erkenntnis, dass eine Schlafapnoe sich schon bei Kindern und Jugendlichen negativ auf die Insulinausschüttung auswirkt. „Unsere Studie deutet darauf hin, dass eine Schlafapnoe das Risiko fettleibiger Kinder und Jugendlicher für einen Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes bereits in jungen Jahren erhöhen könnte, weil sie die Insulinausschüttung nach dem Essen beeinträchtigt“, schreiben die Autoren der Studie.

Und nicht nur das: Die Probanden mit schwerer bis mittelschwerer Schlafapnoe hatten auch höhere Alanin-Aminotransferase-Werte. Bei der Alanin-Aminotransferase (kurz: ALT) handelt es sich um ein Leberenzym. Sind die ALT-Werte im Blut erhöht, so kann das auf eine Lebererkrankung oder Schädigung von Leberzellen hindeuten. „Dieser Befund deckt sich mit den Ergebnissen anderer wissenschaftlicher Untersuchungen, denen zufolge Kinder und Jugendliche mit OSA besonders häufig an einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) leiden und auch erhöhte Leberwerte haben“, so die Studienautoren.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, wie wichtig es ist, krankhaftem Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig entgegenzuwirken. Außerdem sollte der Arzt bei Patienten, die schon im Kindesalter an einer obstruktiven Schlafapnoe leiden, unbedingt die Blutzuckerwerte im Blick behalten – vor allem, wenn sie zu viele Pfunde auf die Waage bringen.

Anne Greveling

Weiterführende Links:

https://www.gelbe-liste.de/paediatrie/schlafapnoe-beeintraechtigung-insulinsekretion

https://www.nature.com/articles/s41366-023-01257-w