Wechseljahre: Endlich erholsamerer Schlaf für Frauen in den Wechseljahren in Sicht?

Neues Mittel gegen „fliegende Hitzen“ zugelassen

In den Wechseljahren schlafen viele Frauen nicht mehr so gut. Vor allem die „fliegenden Hitzen“ (anfallartige Hitzewallungen mit Herzrasen und Schweißausbrüchen) erschweren einen ungestörten, erholsamen Schlaf. Im Februar dieses Jahres wurde in der EU ein neues Medikament zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden zugelassen. Gibt es nun endlich Hoffnung für Frauen, die wegen ihrer Hitzewallungen nachts nicht mehr in den Schlaf finden?

Mehrmals am Tag breitet sich plötzlich eine Hitzewelle über Hals, Gesicht und Oberkörper von Sabine P. aus. Ihr Gesicht rötet sich; ihr Herz fängt an zu rasen; und dann bricht ihr der Schweiß aus allen Poren. Vor allem während der Arbeitszeit ist das für sie sehr unangenehm, denn sie arbeitet als Kosmetikerin, und wenn wieder eine Hitzewallung kommt, merken ihre Kundinnen das sofort. Doch die nächtlichen Hitzewallungen sind noch viel schlimmer: Danach ist Frau P. oft so schweißgebadet, dass sie sich kühle Luft zufächeln oder manchmal sogar ihre Bettwäsche wechseln muss. Und anschließend ist sie natürlich erst mal hellwach, und an Schlaf ist nicht mehr zu denken… Sie hat zwar schon mit ihrem Frauenarzt über das Problem gesprochen, doch eine Hormonersatztherapie kommt für sie nicht in Frage; und die rezeptfreien Medikamente und Hausmittelchen, die Freundinnen empfohlen haben, helfen ihr leider nicht.

In den Wechseljahren verschlechtert sich bei vielen Frauen die Schlafqualität. Das liegt an der hormonellen Umstellung: Während der fruchtbaren Lebensphase, in der eine Frau regelmäßige Zyklen hat, bilden ihre Eierstöcke genügend Östrogen und Progesteron. Doch in den Wechseljahren produziert der Körper allmählich immer weniger von diesen beiden Sexualhormonen: Zuerst sinkt der Progesteron- und später auch der Östrogenspiegel. Dadurch verändert sich nicht nur der Zyklus der Frau (ihre Monatsblutungen werden seltener und unregelmäßiger), sondern auch ihr Schlaf. Dieser Prozess beginnt bei vielen Frauen schon ab Mitte Vierzig: Dadurch, dass zu Beginn der Wechseljahre zuallererst die Produktion des beruhigend, angstlösend und schlaffördernd wirkenden Progesterons nachlässt, können jetzt erste Schlafstörungen auftreten, die im Lauf der Zeit oft sogar noch zunehmen.

Wechseljahre: Hitzewallungen und Nachtschweiß

Auch an den Hitzewallungen, die durch eine wechseljahrsbedingte Störung der Wärmeregulation im Gehirn entstehen und den Schlaf zusätzlich stören, sind die hormonellen Veränderungen schuld. Zusätzlich zu diesen „fliegenden Hitzen“ leiden viele Frauen in den Wechseljahren zu allem Überfluss auch noch unter vermehrten Schweißausbrüchen – auch in der Nacht. Und diese Qual zieht sich oft über Jahre hin. Bei starken Wechseljahrsbeschwerden kann der Arzt eine Hormonersatztherapie verschreiben, bei der man dem Körper die Sexualhormone, von denen die Eierstöcke jetzt zu wenig produzieren, auf künstlichem Weg zuführt. Diese Therapie hilft vielen Frauen, geht jedoch auch mit gewissen Gefahren einher: So kann sie zum Beispiel das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und bestimmte Krebsarten (unter anderem Brust- und Eierstockkrebs) erhöhen.

Außerdem gibt es rezeptfreie pflanzliche Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden, die jedoch nicht allen Frauen helfen.

Weniger Beschwerden durch neues Arzneimittel?

Seit Februar 2024 ist in der EU nun ein neues Medikament namens Fezolinetant (Veoza®) von der Firma Astellas Pharma gegen Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen während der Wechseljahre zugelassen. Dabei handelt es sich um ein hormonfreies Mittel – also eine gute Option für Frauen, die eine Hormonersatztherapie ablehnen oder aus Sicherheitsgründen nicht erhalten dürfen (wie dies beispielsweise bei Patientinnen mit einer bestimmten Form von Brustkrebs der Fall ist).

Fezolinetant wird einmal täglich als 45-mg-Tablette eingenommen und wirkt auf Nervenzellen im Hypothalamus, die für die Wärmeregulation des Körpers zuständig sind. In klinischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass das Medikament die Häufigkeit und den Schweregrad von Hitzewallungen und Schweißausbrüchen während der Wechseljahre verringert. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Durchfall, Bauchschmerzen, Schlaflosigkeit und ein Anstieg der Leberwerte Alaninaminotransferase (ALT) und Aspartataminotransferase (AST). Bei mittelschweren bis schweren Leberfunktionsstörungen oder schweren Nierenfunktionsstörungen sollte das Medikament nicht eingenommen werden.

Autorin: Anne Greveling

Quelle: das schlafmagazin 2/2024, mit freundlicher Genehmigung

PS. Auf unserer Webseite finden Sie auch allgemeine Tipps zu Schlafhygiene und was man selbst tun kann, um besser zu schlafen.