Lichttherapie und Wohlbefinden

Lichttherapie und Wohlbefinden – was hat das miteinander zu tun? Eine ganze Menge. Licht steigert nachhaltig die Gesundheit. Im Folgenden stellen wir Ihnen verschiedene Lichtherapie-Ansätze vor. Viel Spaß beim Lesen.

„O, eine edle Himmelsgabe ist
Das Licht des Auges – Alle Wesen leben
Vom Lichte, jedes glückliche Geschöpf –
Die Pflanze selbst kehrt freudig sich zum Lichte.“

(Schiller, Wilhelm Tell)

Sie haben doch bestimmt schon mal von Wake-Up-Lights gehört? Das sind diese runden Dinger, die man auf den Nachttisch stellt und mit denen man sich sanft wecken lassen kann, übrigens ein ideales Geschenk zu Weihnachten. Und Tageslichtlampen: Sie wissen, was man damit bezeichnet? Oder „Lichtduschen“? Ja, diese gibt es tatsächlich, das ist nur ein anderer Begriff für Tageslicht – bzw. Vollspektrum-Lampen. Alle genannten Beispiele arbeiten nach demselben Prinzip und bezwecken dasselbe: eine Therapie mithilfe von Licht.

Eine Lichttherapie kann vielfältig eingesetzt werden und zielt auf unterschiedliche Aspekte des körperlichen und psychischen Wohlbefindens. Lichttherapie findet Verwendung bei Schlafstörungen, saisonalen Depressionen, bei Muskelverspannungen, Entzündungen und als Stärkung der psychischen Disposition. Es gibt Tageslichtlampen, Lichtwecker, Rotlichtlampen, Lichttherapie-Brillen und Farblicht-Therapiegeräte.   

Lichttherapie zu ihren Anfängen

Licht als natürlicher Stimmungsaufheller

Licht ist ein Stimmungsaufheller und beeinflusst die Bildung körpereigener Hormone. Es kommt also nicht von ungefähr, dass wir gute Laune bekommen, wenn die Sonne scheint. Im Gegensatz dazu können dunkle Wintertage auf das Gemüt schlagen, manche Menschen leiden unter Winterdepressionen. Konkret bewirkt Licht bzw. Helligkeit eine verstärkte Produktion des Glückshormons Serotonin und den Abbau des Schlafhormons Melatonin, während Dunkelheit die Ausschüttung von Melatonin begünstigt.

Behandlung mit Licht als medizinischer Therapieansatz

Eine „Lichttherapie“ im klassisch-medizinischen Sinne kann zur Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen eingesetzt werden. Diese wird Insbesondere bei der sogenannten „saisonal abhängigen Depression“ (SAD) angewendet. Hierzu gehört die klassische Winterdepression mit gedrückter Stimmung und Antrieblosigkeit.

Eine konzentrierte künstliche Lichtflutung in den Morgenstunden hat, über einem längeren Zeitraum angewendet, nachweislich positive Effekte auf das seelische Gleichgewicht. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Leider sind die gesetzlichen Krankenkassen noch nicht so weit, diese auf Rezept zur Verfügung zu stellen, es bleibt aktuell noch eine Selbstzahlerleistung.

Bei der medizinischen Lichttherapie kommen Tageslichtlampen mit weißem Kunstlicht zum Einsatz, auch Lichtduschen genannt. In der Regel wird die Behandlung regelmäßig in den Morgenstunden durchgeführt. Die morgendliche Lichtdusche sorgt dafür, dass das Schlafhormon Melatonin schneller abgebaut und das Glückshormon Serotonin ausgeschüttet wird – ein perfekter Start in den Tag.

Übrigens ist selbst trübes Tageslicht bezüglich Lichtstärke den hochleistungsfähigsten, künstlichen Lampen mindestens ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen. Aber nicht immer hat man Zeit, tagsüber Licht in der freien Natur aufzutanken.    

Ablauf und Equipment einer medizinischen Lichttherapie

Wichtig sind folgende Punkte, damit die Therapie erfolgreich ist:

  1. Richtige Lampe verwenden: die Beleuchtungsstärke sollte mindestens 2.500 Lux betragen, das entspricht in etwa einer zweistündigen Lichtflutung. Faustregel ist: je höher die LUX-Zahl, umso kürzer die Behandlungszeit. Bei 10.000 Lux dauert die Therapie dementsprechend nur eine Stunde.
  2. Korrekten Abstand zur Lichtquelle wählen: es wird empfohlen, ca. 50 – 80 cm von der Lichtquelle entfernt zu sitzen. Das Licht sollte auf die Netzhaut des Auges treffen, ohne dass man direkt in die Lichtquelle blickt.  Während der Therapie darf sich natürlich bewegt werden, man kann lesen, sein Smartphon benutzen, Handarbeiten erledigen usw.
  3. Dauer der Anwendung beachten: so wie bei jeder Therapie, ist auch bei Lichttherapie die regelmäßige Durchführung sehr wichtig. Täglich angewendet, stellen sich die ersten Erfolge nach ca. einer Woche ein.    

Was eventuell auftretende Nebenwirkungen betrifft, kann größenteils Entwarnung gegeben werden. Eine Lichttherapie ist prinzipiell ungefährlich und wenn diese medizinisch durchgeführt wird, geschieht dies unter ärztlicher Aufsicht. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Kopfschmerzen, Augenmüdigkeit, Übelkeit und Augentrockenheit. 

(Bildquelle: https://www.lumie.de)

Alternativen zu Tageslichtlampen

Es gibt sie für den Nachttisch, es gibt sie als Brille und für das Ohr. Manche simulieren sogar den Sonnenaufgang und melden sich mit Naturgeräuschen. Die Rede ist von mobilen sowie stationären Lichttherapielösungen mit den gewissen Extras.

Lichtwecker / Wake-up-Lights

Lichtwecker sind die ideale Lösung, um einen sanften, natürlichen Einschlaf- und Aufwachprozess zu simulieren. Morgens wird mithilfe von allmählich sich steigernder Helligkeit die Produktion des Wachmachers Serotonin angekurbelt und abends mit zunehmender künstlicher Dämmerung der Sonnenuntergang nachempfunden und so die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin angeregt.

Je nach Modell kann man sich mit Naturgeräuschen, per Radio oder Musik wecken lassen. Die Auswahl auf dem Markt ist dabei groß: Es gibt die klassischen Lichtwecker, Tageslichtlampen mit integriertem Wecker, programmierbare Wake-up-Light Modelle mit App und USB-Anschluss, Ausführungen mit Sprachsteuerung usw.    

(Bildquelle: https://www.lumie.de)

Lichtbrillen

Im Gegensatz zu stationären Tageslichtlampen sind Sie mit einer Lichtbrille immer mobil, denn diese ist in der Regel immer griff- und einsatzbereit. Lichttherapiebrillen beleuchten Ihre Augen mit Hilfe integrierter LEDs im Brillenrahmen. Dabei kommen diese mit einer weit geringeren Lichtstärke im Vergleich zu den klassischen Lampen aus: diese liegt um ein Vielfaches unter dem empfohlenen Richtwert für Tageslichtlampen.

Das bei diesen Brillen verwendete Licht ist entweder blaues, grünes oder mit Blau angereichertes weißes Licht. Natürliches Tageslicht hat einen hohen Anteil an blauem bzw. grünem Licht im Gegensatz zum Abendlicht. Diesen farblichen Lichtanteil machen sich Lichtbrillen zunutze, um dem Gehirn Aktivität und Wachheit zu signalisieren. Im Gegensatz zu Tageslichtlampen mit weißem Tageslicht und hohem Lux-Anteil, ist blaues Licht in einer weitaus geringeren Lux -Stärke genauso effektiv wie weißes.           

Eine Lichttherapiebrille eignet sich hervorragend für Jetlag-Geschädigte und Personen, die im Schichtdienst arbeiten bzw. früh aufstehen müssen. Auch im Spitzensport macht ein Einsatz Sinn. Das blaue Brillenlicht macht Sie wacher und konzentrierter, Ihr Gehirn nimmt es als Signal für verstärkte Aktivität wahr. Wie bei der stationären Lichttherapie, kann eine Lichtdusche mittels Brille auch bei saisonal auftretenden Depressionen („Winterdepression“) Hilfe leisten.

(Lichtbrille der Marke Luminette / Bildquelle: www.myluminette.com)

Lichttherapie über das Ohr

Anders als in der herkömmlichen Lichttherapie über das Auge, gibt es Modelle für das Ohr, die helles, intensives Licht in die Gehörgänge strahlen, um spezielle lichtempfindliche Gehirnpartien positiv zu stimulieren. Das Prinzip beruht auf wissenschaftlichen Studien aus Finnland, die zu dem Ergebnis kommen, dass man Stimmungen direkt im Gehirn mittels intensiver Lichtflutung über die Ohren beeinflussen kann. Dem vorausgegangen ist die Entdeckung japanischer Forscher, dass es lichtempfindliche Regionen im Gehirn gibt.

Solche Licht-Ohrstöpsel haben nicht nur praktische und mobile Vorteile im Vergleich zu Lichttherapielampen: ihre Anwendungszeit ist auch deutlich kürzer, um Effekte zu generieren. Es ist hier die Rede von einigen Minuten Behandlungszeit pro Tag.

Frau mit Lichttherapie-Ohrstöpseln

Spezielle Formen und Ansätze der Lichttherapie

Ein fester und allgemein anerkannter Bestandteil medizinischer Therapeutik ist die Behandlung mit Rotlichtlampen. Das warme, schmerzlindernde, rote Licht kann bei einer Reihe von Beschwerden und Krankheiten eingesetzt werden, wie zum Beispiel bei muskulären Verspannungen, Gelenk-und Rückenschmerzen, Rheuma, Entzündungen sowie Atemwegserkrankungen. 

Die Farbtherapie (Chromotherapie) geht von der Annahme aus, dass jeder Farbe spezielle Eigenschaften innewohnen. Die Therapie wird bei Menschen und Tieren angewandt. Sie unterstützt den Heilungsprozess physischer und psychischer Erkrankungen und fördert das generelle Wohlergehen. Man kann diese unter ärztlicher Aufsicht, oder im Rahmen eines Wellness-Programms durchführen. Der Grundgedanke ist, dass Farben verschiedene Wellenlängen haben, die unterschiedlich auf Körper und Psyche einwirken. Je nach körperlicher Beschwerde kommen dann spezielle Farben zum Einsatz, entsprechende Körperteile werden punktuell mit einer Farbe bestrahlt. In der Regel kommt eine Farbe pro Sitzung zum Einsatz.

(Bildquelle: pixabay)

Einen ganz speziellen Lichttherapie-Ansatz verfolgt der Schweizer Hersteller BIOPTRON. Die Bioptron AG entwickelt und produziert UV-freie, polarisierende Therapielampen. Das produzierte Licht zeichnet sich durch spezielle Eigenschaften aus. Es ist linear polarisierend, was eine optimale Durchdringung von Gewebe begünstigt. Es ist polychromatisch (breites Farbspektrum), UV-frei (unschädlich), inkohärent (sanft) und weist eine niedrige Energiedichte auf, was den natürlichen Heilungsprozess begünstigen soll. Laut Eigenaussage bietet BIOPTRON eine „patentierte und einzigartige Kombination von Lichteigenschaften“, welche Heilung und Wiederherstellung „stimuliert und beschleunigt“. BIOPTRON wurde entwickelt für den Einsatz bei Wunden, Schmerzen, Verletzungen, Hauptproblemen, Anti-Aging sowie bei depressiven Verstimmungen.

(Biopotron Therapie Anwendung / Bildquelle: http://at.bioptron.com)

Not macht erfinderisch. Diese Redewendung passt wahrscheinlich zu den Beweggründen bezüglich der Eröffnung des weltweit ersten Lichtcafes namens „Iglo“ in Stockholm in den 2000er Jahren. Hintergrund der Eröffnung war der persönliche Leidensweg des Inhabers, welcher unter Winterdepressionen litt und an ärztlich verschriebenen Lichtherapiesitzungen im Krankenhaus teilnahm mit dem Nebeneffekt, dass ihn die sterile Umgebung dort aufs Gemüt drückte. Das bewog ihn das Iglo Lichtcafé zu eröffnen, eine Kombination aus Lichttherapieraum und Café. Die Gäste saßen in einem Raum mit komplett weißen Wänden und Möbeln, es wurden Säfte und Obst serviert. Das Café war über den Sommer geschlossen und in der dunklen Jahreszeit für all jene geöffnet, die sich in gemütlicher Runde Ihre regelmäßige Lichtdusche abholen wollten.

Mittlerweile findet man Lichtcafes auch in anderen Städten und Ländern, vorzugsweise im Norden. Der Grundgedanke ist überall derselbe: wenn schon Lichttherapie, warum dann nicht in einem angenehmen Ambiente mit Gleichgesinnten, anstatt allein zu Hause vor einer Lampe zu hocken und sich bestrahlen zu lassen. Übrigens gibt es in Skandinavien auch Bushaltestellen mit Lichttherapie-Paneelen, um die wartenden Passagiere mit etwas mehr Helligkeit während der dunklen Jahreszeit zu versorgen.

(Lichtcafe „Iglo“, Stockholm / Bildquelle: Wikimedia Commons)

(IS, 4/2022)