Das Gaumensegel

Das kleine Ding mit der großen Wirkung

Es gibt viele Gründe, warum man schnarcht, aber nur zwei permanente Voraussetzungen:
Schlaf und, nicht nur jetzt in aller Munde, das Gaumensegel mit dem Gaumenzäpfchen. Biologisch nüchtern betrachtet ist das Gaumensegel mit seiner Doppelfaltenform die Fortsetzung des harten Gaumens. Und das nicht nur beim Menschen, sondern bei allen Säugetieren. Am deutlichsten bemerkt bzw. hört man das Gaumensegel mit dem Gaumenzäpfchen beim Sprechen des Buchstaben R oder beim Gurgeln. Die wichtigsten Funktionen sind die anteilige Abgrenzung zwischen Luft- und Speiseröhre, der Druckausgleich beim Gähnen oder Schlucken und die Lenkung des zum Sprechen benötigten Luftstroms aus der Lunge (Phonationsstrom). Genauer gesagt, die korrekte Steuerung der Luft durch den Mundraum oder durch die Nasenhöhle nach außen.

Besserer Schlaf durch Gaumensegel-Operation?

Jetzt könnte man meinen, ist das Gaumensegel nicht mehr vorhanden oder zumindest kleiner, verschwindet damit das Schnarchen. Das ist teilweise richtig. Aber Erfolgsmeldungen ohne Nebenwirkungen, nach einer Operation am Gaumensegel, findet man selten. Der Grund: Erfolg durch eine operative Veränderung (z.B. durch Laser, Radiofrequenz oder Kunststoffimplantate) ist ein echtes Glücksspiel und birgt Risiken. Veränderungen am Gaumensegel können dazu führen, dass Probleme beim Sprechen des gerollten R auftreten oder dass Anteile der Nahrung, hier besonders Flüssigkeiten, in die Nasenhöhle gelangen. Auch sehr unangenehm sind eventuelle Geschmacksstörungen und ein Fremdkörpergefühl im Rachen. Im Falle solcher Veränderungen ist der Eingriff bei einer Verkleinerungs-OP nicht rückgängig zu machen, da sich das weiche Gaumensegel nicht in die ursprüngliche Größe zurücksetzen lässt.

Auf Grund dieses schlechten Risiko-Nutzen-Verhältnisses lehnen die meisten Krankenkassen eine Bezahlung der Operation am Gaumensegel ab. In anderen Regionen der Erde, z.B. in Singapur, ist eine Nasen-Gaumen-Operation in den letzten Jahren hingegen recht erfolgreich (Studie mit 153 Schnarchern (Laryngoscope 2015, online 20. Mai). Es gibt aber zwei wichtige Unterschiede, die eine einfache Übertragung unwahrscheinlich machen: es handelt sich um eine kombinierte Nasen-Gaumen-OP und die Patienten/Probanden in Singapur sind im Gegensatz zu Deutschland sehr selten übergewichtig.

Zunge Gaumen und das Gaumensegel trainieren

Da eine Operation Risiken birgt und ein Erfolg nicht garantiert ist, lohnt es sich, nach Alternativen Ausschau zu halten. Eine Möglichkeit: die Straffung des Gaumensegels durch gezieltes Training. Das Training kann, je nach Veranlagung und Vorlieben, mit oder ohne Trainingsgerät durchgeführt werden. Für welchen Weg man sich auch entscheidet – es handelt sich immer um ein Workout für den Gaumen, um der problematischen Erschlaffung der Rachenraum-Muskulatur entgegenzuwirken. Hier nun einige, neben vielen anderen, unwillkürlich ausgewählte Beispiele:

Der Dragon Pearl ist ein kleines Kunststoffteil, dass beim Schlaf im Mund getragen. Er hat seinen Platz zwischen den Zähnen und der Unterseite der Zunge. Zur Positionierung dienen zwei Beißkerben und zwei außen, um den Kopf laufende Bänder. Richtig positioniert, stimuliert eine Kugel ähnliche Ausformung die Nerven an der Unterseite der Zunge und dem Gaumen darunter. Für eine Eingewöhnungszeit kann der Dragon Pearl auch eine Viertelstunde lang direkt vor dem Schlafen getragen werden.

Der Face Former ist ein Trainingsgerät, dass nicht beim Schlafen getragen wird. Dieser „Schnarchschnuller“ verlangt für einen möglichen Erfolg Disziplin. Das dazugehörige Face Former Trainingsprogramm veranlagt einen halbjährigen Übungsaufwand von 3 mal täglich mindestens 5 Minuten. Im Falle eines Erfolgs kann man mit deutlich weniger Schnarchen rechnen, ebenso mit besserer Atmung und weniger Zähne knirschen.

Der Dreamsipper ist ein Trainingsgerät in der Form eines Strohhalms. Er nutzt das Wissen aus zwei bewährten Schlafverbesserungsmethoden und wird ausschließlich vor dem Essen angewandt. Die so antrainierte Schlucktechnik kräftigt die für das Schnarchen verantwortliche Muskulatur der Mundhöhle (Zungen- und Rachenmuskeln). Schon 2 bis 3 Minuten tägliches Training mit dem Dreamsipper können nach einer Woche für kräftigere Zungen- und Gaumenmuskeln sorgen.

Dream Sipper, Glas, Dreamsipper
Dream Sipper

Als letztes Beispiel, sei ein Gerät genannt, dass gar nicht für medizinische Zwecke erfunden wurde: Das Didgeridoo. Das Musikinstrument der australischen Aborigines ist, wie einige andere Blasinstrumente eingeschränkt auch, gut geeignet die Muskulatur im Rachenraum zu trainieren. Der Grund: das Didgeridoo wird nicht einfach geblasen. Es wird mit flatternden Lippen leicht angeblasen und dann mit akustischer Artikulation, Veränderung der Blasstärke, Bewegung des Kehlkopfes und Verengung des Mundraumes zu verschiedenen Klängen und Melodien gebracht.

Gaumen trainieren ohne Apparaturen

Übungen gibt es wie Sand am Meer. Zumindest wenn man sich durch Ratgeber, Gesundheitsportale und den Rest des Internets liest. Jedenfalls gibt es einen Hinweis darauf, dass sich das Training des Gaumens und der Mundhöhle lohnt: Professionelle Sänger, die großen Aufwand mit Gesangs- und Mundmuskulaturtraining betreiben, schnarchen nachgewiesenermaßen weniger. Einige, vor allem unkomplizierte Übungen seien hier genannt:

  • Die einfachste Art das Gaumensegel zu trainieren: Singen.
  • Ebenso einfach ist das Trinken, vor allem ohne Getränk. Simulieren sie den Vorgang (mit oder ohne Strohhalm) fünf mal am Tag.
  • Drücken Sie die Zungenspitze 20 mal gegen den Gaumen und ziehen Sie sie dann nach hinten. Diese Übung 20x wiederholen.
  • Pressen Sie die Zunge fest gegen den Gaumen, bis sie sich ansaugt. 20X
  • Drücken Sie den hinteren Teil der Zunge nach unten, während die Zungenspitze die unteren Schneidezähne antippt. 20X
  • Schieben Sie Ihren Unterkiefer fest nach hinten und halten für eine Minute diese Position und wiederholen Sie die Übung ein zweites oder drittes Mal.
  • Pressen Sie Ihre Zunge bei geschlossenem Mund einige Minuten kräftig gegen die Zähne des Unterkiefers.

Ein Beitrag von Mirko Wachsmuth